Fotografie Dietmar Strauß, Besigheim
STÄDTEBAU
Die Neubauten des Gemeindehauses und der Kindertagesstätte gruppieren sich mit neu geschaffenen Freiräumen zu einem Gesamtensemble mit ausgeprägtem Bezug zur Kirche St. Kilian und bieten Raum für Kommunikation, Interaktion und Begegnung.
Durch das Überschneiden der beiden neuen Ziegelbaukörper werden mit dem unteren Vorplatz an der Ludwigsburger Straße und dem oberen Kirchplatz zwei Außenräume neu gefasst. Eine öffentliche Treppe zwischen beiden Gebäuden schafft neben der traditionellen Freitreppe vor dem Kirchportal eine weitere Verbindung der beiden Platzniveaus. Die oberirdisch sichtbaren Gebäudemassen stehen im rechten Winkel und in einem angemessenen Verhältnis zu dem dominanten Kirchenbaukörper und dem Pfarrhaus. Dies gelingt bei der Kindertageseinrichtung durch die Unterbringung von Aufenthaltsräumen im Sockelgeschoss um großzügige, befestigte Lichthöfe herum und durch das Herausziehen des Sockelgeschosses bis nahe an die Nordgrenze. Hier schließt der Gebäudesockel in einer schrägen Linie parallel zur Grenze mit dem notwendigen Mindestabstand von 2.50m ab und bildet einen Sockel für die Kindertagesstätte.
ERSCHLIESSUNG
Gegenüber der Ludwigsburger Straße leicht erhöht empfängt ein Vorplatz die Gemeindemitglieder von Osten her und bietet eine Plattform für das Bringen und Abholen der Kinder zur Kindertageseinrichtung. Die notwendigen vier PKW-Stellplätze für die Kita auf Straßenniveau werden über eine Rampenanlage und eine Freitreppe mit dem unteren Kirchplatz verbunden. Die Freitreppe betont die Bedeutung als Haupteingang zur Kita. Metallische Stelen sollen jeweils an den Eingängen mit einem Schriftzug die Identität des Gebäudes verraten.
Der untere Kirchplatz, dem auch der Eingang zum Jugendbereich des Gemeindehauses zugeordnet ist, bildet den Auftakt zum oberen Kirchplatz und ist mit diesem über eine Treppe verbunden.
Der Haupteingang des Gemeindehauses befindet sich zusammen mit dem Gemeindesaal auf der Ebene des oberen Kirchplatzes. Der Aufzug des Gemeindehauses kann durch Öffnung der Außentüren für die Öffentlichkeit genutzt werden, ohne dass ein weiterer Zutritt zum Gebäude möglich ist und sorgt somit von der Ludwigsburger Straße aus für einen barrierefreien Zugang zur Kirche.
Im Übrigen ist diese Ebene über einen befahrbaren Rampenweg von der Lortzingstraße her barrierefrei erreichbar.
Weitere 6 PKW-Stellplätze sind entlang der Lorzingstraße angeordnet.
Die Anlieferung sowie die Ver- und Entsorgung aller Gebäude geschieht an der Ludwigsburger Straße.
ARCHITEKTUR
Der Neubau des Gemeindezentrums St. Kilian wird sowohl für die Kirchen-gemeinde als auch für das Quartier ein Gewinn sein. So stehen die Bildung eines Identität stiftenden Kirchplatzes und die barrierefreie Erschließung des Geländes neben der Schaffung der Räumlichkeiten im Mittelpunkt.
Städtebaulich betrachtet wird die Raumkante an der Ludwigsburger Straße durch das Vorrücken des Gemeindehauses komplettiert. Die Sonderstellung der zurückversetzten Kirche wird dadurch deutlich unterstrichen. Das Quartier erhält mit dem Vorplatz an der Ludwigsburger Straße eine kleine Oase mit hoher Aufenthaltsqualität.
Ortstypische Ziegelfassaden und die Traufhöhen zur Straße sorgen für die harmonische Eingliederung in die vorhandene Struktur. Ein sensibler und in der Wahl der Materialien zurückhaltender Umgang mit den Details der Außenfassade und des gesamten Innenausbaus sollen trotz bescheidenem Einsatz der Mittel das Ensemble aufwerten und ein wesentlicher Aspekt der Nachhaltigkeit darstellen.
Rot changierendes Ziegelmauerwerk in den senkrechten Fassaden wird mit dunklen Metallen kombiniert, die in den geneigten Dachflächen, den Fensterprofilen und den Geländern nochmals aufgegriffen werden. Dort, wo Vertiefungen für Eingangssituationen oder Atrien aus den Kubaturen herausgeschnitten werden, werden die Einschnitte bewusst von der Materialität der Ziegelfassaden abgesetzt und mit einer dunkel verputzten Wandfläche dargestellt, wie sie auch für den Sockelbaukörper der Kita verwendet wird.
Der Müllplatz liegt losgelöst vom Gebäude an der nördlichen Einfahrt nahe der Straße. Er ist räumlich zum Terrassenbereich der Kinderkrippe abgetrennt und in einer Einhausung wettergeschützt.
HAUSTECHNIK
Ein hoher Dämmstandard und solar wirksame Glasflächen mit verstellbarem außenliegendem Sonnenschutz und eine verstärkte Nachtauskühlung tragen zu passiven Energieeinsparungen bei. Zu Erfüllung der energetischen Standards wird eine Gasbrennwerttherme in Kombination mit einer PV-Anlage eingesetzt. Zusätzlich wird in Betracht gezogen, größere Teile der Kita-Dachflächen mit der bestehenden PV-Anlage des alten Gemeindehauses zu belegen.
Die Kita wird entsprechend ihrer ständigen Nutzung mit einer Fußbodenheizung erwärmt. Die sporadisch genutzten Räume des Gemeindehauses hingegen können bei Bedarf mit Wandheizkörpern schnell aufgeheizt werden.
Zur Sicherstellung des physiologisch notwendigen Luftwechsels werden die Schlafräume der Kita mit einem Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung mechanisch belüftet. Die Zuluft wird in die Schlafräume eingeblasen, strömt in die Flure über und wird in den Sanitär- und Wickelräumen abgesaugt.
In der Kita werden innerhalb des Foyers Essplätze eingerichtet, welche direkt an die Verteilküche angrenzen. Hier ist in einem leicht erhöhten und durch eine Arbeitstheke abgegrenzten Bereich auch pädagogisches Kochen mit den Kindern möglich. Die Anlieferung des Essens geschieht über die Andienung an der Nordseite von der Ludwigsburger Straße. Dort kann das Lieferfahrzeug in der Einfahrt abgestellt werden. Ein separater Lieferanteneingang an dieser Stelle ermöglicht den Zugang zur Küche und zu zwei Lagerräumen. Anders herum wird auch die Entsorgung des Mülls über diese Verbindung funktionieren.
AUSSENANLAGEN
Die Außenanlagen dienen den Funktionen der Erschließung und der gebäudespezifischen Nutzungserfordernisse.
Die Außenspielfläche des Krippenbereichs der Kindertagesstätte ist direkt vor den Gruppenräumen als Terrasse geplant, die den großzügigen Eingang an der Ludwigsburger Straße ergänzt.
Unter Ausnutzung der Hanglage entwickelt sich der Kindergarten von Terrassen auf der Ebene des Obergeschosses bergwärts nach Westen zum Spielgarten. Durch Abbruch von Garagen und Abtragen der Geländekuppe zwischen Pfarrhaus und Lortzingstraße wird eine barrierefreie Ausformung der Topografie möglich. Die Hochfläche wird mit Sandkästen und altersgerechten Spielgeräten gestaltet. Der Pfarrgarten hinter dem Pfarrhaus wird als Garten für die Kinder erhalten-. Die verbleibende grenzständige Garage soll künftig Garten- und Außenspielgeräte beherbergen.
Die Innenhöfe der Kindertagesstätte werden als Spiel- und Aufenthaltshöfe für multifunktionale Nutzungen vorbereitet.
Die Freiflächen um das Gemeindehaus sind als Eingangsflächen oder als Festplatz geplant. Die südlich anschließende Sandsteinmauer mit Böschung wird als Teil der Treppe zum Kirchportal im Bestand erhalten bzw. wieder hergestellt.